Liebe Schülerinnen und Schüler, sehr geehrte Eltern, liebe Kolleginnen und Kollegen und alle an Schule beteiligten Damen und Herren,
wir leben in turbulenten Zeiten. Viele Dinge, die noch vor wenigen Monaten selbstverständlich waren, gelten plötzlich nicht mehr oder haben eine völlig andere Bedeutung erlangt. Verlässliche Dinge, an denen wir unser Leben ausrichten, geraten ins Wanken, kratzen und rütteln an unserem Weltbild.
Uns als Schule, als Lehrer und Erzieher, fällt dabei eine wichtige Rolle zu. Wir müssen erkennen, welche Probleme, Sorgen und Nöte unsere Kinder umtreiben, gemeinsam darüber reden, Hilfe anbieten und im besten Fall auch Lösungen, die für alle ein Optimum darstellen.
Aber wie erreichen wir das? Jeder für sich oder gemeinsam? Lassen wir Menschen, die unsere Hilfe, unseren Beistand brauchen allein oder fangen wir sie auf? Diese Fragen sind ohne große Erklärungen schon gelöst. Wir Menschen sind – jeder für sich – ein Individuum, aber brauchen auch die Gemeinschaft, um uns entwickeln zu können. Eine solche Gemeinschaft wächst von Kindesbeinen an und bleibt oft bis ins hohe Alter erhalten.
Dass eine Gemeinschaft mehr erreichen kann als einzelne, wurde uns in den letzten Monaten sehr deutlich vor Augen geführt. Im globalen Stil haben wir erlebt, wie eine Gemeinschaft aus unabhängigen Staaten zusammen mit ihren Völkern einen einzelnen Aggressor Grenzen aufzeigen kann.
Die Frage für uns bestand darin zu überlegen, wie können wir im schulischen Leben einen Beitrag für die Gemeinschaft leisten. Und da es in der Schule nun einmal ums Lernen geht, war unsere Intension das gemeinsame Lernen in den Mittelpunkt unserer Arbeit zu stellen. Viele Studien beweisen, dass Kinder, die länger in ihrem gewohnten Klassenverband bleiben, bessere Lernergebnisse erzielen. Darum machten wir uns im Jahr 2021 auf den Weg, aus der Grundschule hier in Stadtlengsfeld und der Regelschule eine Thüringer Gemeinschaftsschule zu etablieren. Die Kollegien beider Schulformen entwickelten ein Konzept, welches wir beim TMBJS einreichten. Im April 2022 wurde unser Vorhaben vom Kreistag des Wartburgkreises bewilligt.
Das Besondere an der Thüringer Gemeinschaftsschule ist…
Verlagerung der Schullaufbahnentscheidung
Die Konzeption der Thüringer Gemeinschaftsschule sieht vor, innerhalb stabiler Lerngruppen durch individuelle Förderung auf die größere Vielfalt der Lern- und Entwicklungsbedürfnisse der Kinder und Jugendlichen einzugehen. Dadurch verlagert sich die Entscheidung des angestrebten Schulabschlusses bis in Klassenstufe 8.
Bestmöglicher Abschluss und breite Angebotsvielfalt
Auch als kleinere Schule besteht wegen der charakteristischen Binnendifferenzierung eine breite Angebots- und Abschlussvielfalt. Nach der Klassenstufe 8 können alle Schüler/innen den für sie oder ihn je nach Befähigung und Leistung höchsten Abschluss anstreben: Hauptschulabschluss, Qualifizierender Hauptschulabschluss, Realschulabschluss. Ein Wechsel an ein Gymnasium ist ebenfalls bis dahin und nach dem Realschulabschluss möglich.
Eine Schule für alle
Schüler/innen sind in den verschiedenen Fächern unterschiedlich leistungsstark. Um dem gerecht zu werden, bietet die Gemeinschaftsschule die Möglichkeit, bereits ab Klassenstufe 7 in drei Anspruchsebenen zu lernen und so gezielt individuelle Stärken auszubilden.
Wir freuen uns, dass dadurch unsere Schule vielfältiger, lebendiger, individueller wird. Alle Schüler/innen müssen sich nicht der Schule, sondern sie sich ihren Schülern anpassen!
Herzliche Grüße
Udo Schlotzhauer
Regelschulrektor